Neue Behandlungsoption für akuten Schlaganfall bei Vorhofflimmern in der klinischen Prüfung

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Do, 14.11.2024

Presseinformation

Patient:innen mit einem akuten Schlaganfall und gleichzeitig bestehendem Vorhofflimmern haben ein besonders hohes Risiko für einen erneuten Schlaganfall und andere schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse. In einer europaweiten klinischen Studie unter Leitung von Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wird jetzt  geprüft, ob eine frühe rhythmuserhaltende Behandlung Schlaganfälle effektiv und sicher verhindern kann.  Die EU fördert das Projekt in den kommenden sechs Jahren mit sieben Millionen Euro.

In der internationalen Studie EAST-STROKE („Early treatment of Atrial fibrillation for Stroke prevention Trial in acute STROKE”) erhalten Vorhofflimmerpatient:innen mit einem akuten ischämischen Schlaganfall zusätzlich zur üblichen Schlaganfall- und Vorhofflimmerbehandlung frühzeitig eine rhythmuserhaltende Therapie. Dabei handelt es sich um eine Behandlung mit Antiarrhytmika, einer Kardioversion und in Einzelfällen einer Vorhofflimmerablation. Mit diesen Maßnahmen kann der unregelmäßige Herzschlag der Betroffenen normalisiert werden. Vorbefunde legen nahe, dass dies Schlaganfälle und weitere kardiovaskuläre Ereignisse verhindern kann. Die bereits in der Vorhofflimmertherapie etablierte Behandlung wird bislang aufgrund möglicher Risiken und Nebenwirkungen bei akuten Schlaganfallpatient:innen selten eingesetzt. „Wenn die Studie die Ergebnisse unserer umfassenden Voruntersuchungen bestätigt, kann sie die klinische Praxis der Behandlung von Schlaganfallpatient:innen mit Vorhofflimmern weltweit verändern und helfen, viele tausend erneute Schlaganfälle zu verhindern“, sagt Projektkoordinator Prof. Dr. Götz Thomalla, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKE.

Keine erhöhte Komplikationsrate nach zurückliegendem Schlaganfall

Die Studie basiert vor allem auf Vorarbeiten von UKE-Wissenschaftler:innen. In der EAST-AFNET 4-Studie unter Leitung von Prof. Dr. Paulus Kirchhof, Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) und Klinik und Poliklinik für Kardiologie des UKE, konnte vor vier Jahren der Nutzen der frühen rhythmuserhaltenden Therapie bei Patient:innen mit Vorhofflimmern belegt werden. Dr. Märit Jensen, Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKE, hat drei Jahre später zeigen können, dass diese Behandlung auch in der Subgruppe von Vorhofflimmerpatient:innen mit einem Schlaganfall in der Vorgeschichte einen besonders hohen Nutzen hat und sicher ist. In der jetzt anlaufenden Studie soll nun die rhythmuserhaltende Therapie bereits kurz nach dem akuten Schlaganfall begonnen werden. „Die Studie ist ein hervorragendes Beispiel für die Kooperation von Kardiologie und Neurologie bei der innovativen Behandlung von Patient:innen mit Schlaganfall“, sagt Prof. Kirchhof, Co-Koordinator der Studie.

EAST-STROKE wird im Rahmen von „Horizon Europe“ von der EU gefördert und zunächst in 42 Kliniken in Deutschland, Spanien, der Schweiz und den Niederlanden gestartet; die Teilnahme weiterer Länder ist im Verlauf geplant. Insgesamt sollen 1746 Patient:innen in die Studie eingeschlossen werden, der Studienstart ist für Anfang 2025 vorgesehen. „Der Plan für EAST-STROKE ist bereits auf große Resonanz gestoßen. Aktuell werden in einer internationalen Kooperation Partnerstudien unter anderem in Australien, Brasilien und den USA vorbereitet“, sagt Studienkoordinatorin Dr. Märit Jensen.

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)

Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk, in dem Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen aus Kliniken und Praxen zusammenarbeiten, um die Behandlung von Vorhofflimmern durch koordinierte Forschung in Deutschland, Europa und weltweit zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte, nicht-kommerzielle, klinische Studien (investigator initiated trials = IIT), Register und translationale Forschungsprojekte in Deutschland und weltweit durch. Das AFNET wurde vor über 20 Jahren erschaffen und anfangs vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der heutige Verein AFNET e.V. wurde 2010 gegründet und führt die Arbeiten fort. Projekte und Infrastrukturen des AFNET erhalten finanzielle Unterstützung vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), aus EU-Forschungsmitteln und von Industriepartnern. Das AFNET verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung von Vorhofflimmern, unterstützt aber auch Forschungsarbeiten in anderen Bereichen, die für die kardiovaskuläre Versorgung relevant sind. Außerdem veranstaltet das AFNET regelmäßige Konsensuskonferenzen mit der European Heart Rhythm Association (EHRA). Die Erkenntnisse aus der mittlerweile 20jährigen klinischen und translationalen Forschung des Forschungsnetzes haben das Leben von Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert und Behandlungsleitlinien beeinflusst.

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